Präses Ekkehart Vetter: Weihnachtsgruß 2012
20. Dezember 2012Vor wenigen Jahren haben meine Frau Sabine und ich im Dezember eine Woche Kurzurlaub auf Zypern gemacht. Zypern ist ja faktisch zweigeteilt, der Norden ist unter türkischer Kontrolle. Im Nordteil der Insel liegt Salamis, wo Paulus auf der ersten Missionsreise Station machte (Apostelgeschichte 13). Dies interessierte uns und so fuhren wir mit unserem Mietwagen, was heute möglich ist, vom Süden aus auch in den Norden der wunderschönen, geschichtsträchtigen Insel.
Was wir auf diese Weise das erste Mal erlebten, war Advent und Vorweihnachtszeit in einem muslimisch geprägten Landesteil. In meiner Blauäugigkeit hatte ich mir Gedanken gemacht, ob man von Weihnachten, dem Fest der Christen, dort überhaupt etwas merken würde. Doch weit gefehlt, in Famagusta, unweit von Salamis, weihnachtete es nach allen Regeln der Kunst, „Jingle bells“ in den Kaufhäusern, Heerscharen von Weihnachtsmännern, Weihnachtskitsch von Männerunterhosen im Christmas-Look (Ich konnte mir nicht verkneifen, eine zu kaufen!) bis hin zu buntlichterblinkenden Schlitten und Kunstschneedesign – in diesem Fall alles gar nicht leise rieselnd.
Famagusta war durch und durch auf Weihnachten eingestellt. Und mit einem Mal war uns klar: Vor unseren Augen spielte sich ein geräuschvolles, entchristlichtes Weihnachten ab– verbunden mit der ernüchternden Erkenntnis, dass der Unterschied zu deutschen vorweihnachtlichen Innenstädten nicht besonders groß war.
Und so skurril diese „Weihnachtserfahrung“ war, so gibt es zum allerersten Weihnachten in Bethlehem doch irgendwie gewisse Bezüge: Weihnachtliches, so wie wir es uns bilderbuchmäßig vorstellen, wenn es geht bitteschön draußen weiß und drinnen festlich, war damals nichts zu sehen. Holder Knabe im lockigen Haar – Fehlanzeige. Weihnachten brach mitten in den Alltag hinein. Feierliche Festerwartung: erneut Fehlanzeige. Jesus kam, wie später immer wieder, mitten in den sorgenvollen und arbeitsintensiven Alltag ganz normaler Menschen, die mit allem beschäftigt waren, nur nicht auf Gott warteten.
Dass es in diesem Sinne wieder Weihnachten wird – Gott kommt unwiderstehlich in eine Lebenswelt, die es sich förmlich abtrainiert hat, IHN zu erwarten; er zeigt sich und begegnet überraschten Menschen auf Augenhöhe – das ist doch ein lohnenswertes Gebetsanliegen.
In diesem Sinne herzliche Segensgrüße zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr 2013! Ein großes „Danke!“ euch allen für euer vielfältiges Engagement in den Gemeinden des MV!
Euer
(Präses des Mülheimer Verbandes)