Theologisches Selbstverständnis

Folgend heben wir einige für den MV relevante theologische Positionen hervor.

1. Zur Lehre von Gott dem Schöpfer

Staunend erkennen wir in der Existenz des Universums und dem faszinierenden Lebensraum unserer Erde das kreative und weise Wirken Gottes des Schöpfers, der diese Welt sehr gut gemacht hat.

Wir wissen uns darum dieser seiner Schöpfung verpflichtet und wollen seinem Auftrag nachkommen, die Erde gut zu verwalten, indem wir sie bewahren und Frieden und Gerechtigkeit suchen. Dazu gehört auch die Verantwortung für die Orte und Städte, in denen Gemeinde Jesu lebt. Hier suchen wir „das Beste der Stadt“.

Vgl. 1. Mose 1,28; Jeremia 29,5-7

2. Zur Lehre vom Menschen

Wir sind von der Wahrheit des biblischen Zeugnisses überzeugt, dass der Mensch zugleich Ebenbild Gottes und Sünder ist. In der Gottesebenbildlichkeit liegt die Menschenwürde begründet. Darum wissen wir uns verpflichtet, jeden Menschen, ungeachtet seiner Hautfarbe, seines Geschlechtes, seines sozialen Standes, seiner religiösen Überzeugung oder seines Lebensentwurfes zu achten und zu lieben.

Gleichzeitig sind wir davon überzeugt, dass der Mensch in der Tiefe seiner Person Sünder ist – also von Gott getrennt und zu allem Bösen fähig. Wir bestreiten darum jede Hoffnung darauf, dass der Mensch im Kern gut und damit fähig ist, sich selbst oder gar diese Welt zu retten.

Vgl. 1. Mose 1,27; Römer 3,9-12

3. Zur Lehre von Jesus Christus

Wir bekräftigen die Einzigartigkeit und Universalität Jesu Christi, d.h. ohne Christus gibt es keinen Weg zu Gott. Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott, ist von Ewigkeit her bei Gott und mit ihm an der Erschaffung dieser Welt beteiligt. Er ist das eine Wort Gottes und offenbarte der Menschheit durch seine Person, durch sein Reden und Tun das Wesen Gottes des Vaters und seinen vollkommenen Willen.

Er starb am Kreuz von Golgatha stellvertretend für die Sünder und ist – von Gott durch die Auferstehung bestätigt – der einzige Mittler zwischen Gott und Mensch. So gibt es nur einen Erlöser, ein Evangelium, einen Namen, durch den die Menschen ewiges Leben bei Gott erlangen können. Alle Menschen sind eingeladen, ihn in persönlicher Hingabe durch Buße und Glauben als Heiland und Herrn anzuerkennen. Wer ihn ablehnt, bleibt ewig von Gott getrennt. Mit seiner Himmelfahrt ist Christus zu Gott, dem Vater, zurückgekehrt. Er hat alle Macht im Himmel und auf Erden und wird eines Tages in Macht und Herrlichkeit als Herr und Richter wiederkommen.

Mit dem Neuen Testament bekennen wir, dass Gott sich in gewisser Weise auch in der Natur zu erkennen gibt, aber wir bestreiten, dass diese Offenbarung ausreicht, um zu einem persönlichen Vertrauensverhältnis zu Christus fnden zu können. Auch lehnen wir jegliche Auffassung ab, die vorgibt, dass Jesus Christus gleichermaßen durch alle Religionen und Ideologien spricht.

Vgl. Philipper 2,5-11; Kolosser 1,15-23

4. Zur Lehre von der Erlösung

Jeder Entscheidung für Jesus Christus geht die Erwählung und Berufung des Menschen durch Gott selbst vor Grundlegung der Welt voraus.
Gott bewirkt durch seinen Heiligen Geist in der Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes die Betroffenheit über die eigene Verlorenheit, öffnet die Augen für die
Erlösung in Christus und bewirkt den das Heil ergreifenden Glauben der Wiedergeburt. Der Mensch empfängt den Heiligen Geist.

Die Rechtfertigung des Sünders ist das Gnadengeschenk Gottes aufgrund des Kreuzestodes Jesu und wird im Glauben angeeignet. Um Jesu willen vergibt Gott die Sünde und stellt in einem souveränen, gnädigen Heilshandeln das durch die menschliche Schuld zerbrochene Rechtsverhältnis zwischen sich und dem Menschen wieder her.

Über die Erneuerung des Verhältnisses des Menschen zu Gott in der Rechtfertigung hinaus wird der Gläubige durch die Erlösung Jesu von der versklavenden Macht der Sünde und gottfeindlicher Mächte befreit und durch die Versöhnung mit Gott zu einer Gottesbeziehung auf der Grundlage von Vertrauen und Liebe eingeladen. Er darf sich nun als geheiligt in Jesus Christus verstehen. Das Heilshandeln Jesu ermöglicht dem Gläubigen schließlich eine neue Identität als Sohn/Tochter des himmlischen Vaters sowie als Erbe/Erbin des kommenden
Reiches Gottes.

Vgl. Apostelgeschichte 2,37; Römer 3-8; Römer 8,28; 1. Korinther 6,1; 2. Korinther 5,14ff; Epheser 1,4f

5. Zur Lehre vom Heiligen Geist

Wir glauben an den Heiligen Geist als die dritte Person des dreieinigen Gottes und lieben und verehren ihn wie den Vater und den Sohn. Zusammen mit dem Vater und dem Sohn wirkt er bei der Erschaffung und Erhaltung der Welt, der Entfaltung der Heilsgeschichte und der Gestaltung des neuen Himmels und der neuen Erde. Durch den Heiligen Geist ist Gott in seiner Gemeinde wie auch im einzelnen Gläubigen gegenwärtig.

a. Grundlegende Wirkungen und Erfahrungen des Heiligen Geistes

Der Heilige Geist schenkt den Glauben an Jesus Christus als Retter und Herrn und ermöglicht so das Leben in einer lebendigen Beziehung zu Gott. Jeder Gläubige hat bei seiner geistlichen Wiedergeburt den Heiligen Geist als gute Gabe Gottes empfangen.

Mit dieser Anfangserfahrung beginnt ein Leben
– in Beziehung zu Gott, dem Vater,
– unter der Herrschaft Jesu Christi,
– in der Kraft des Heiligen Geistes,
– in der Gewissheit, ein Kind Gottes zu sein,

– als Glied der Gemeinde als dem Leib Christi,
– der Veränderung gemäß dem Vorbild Jesu Christi,
– in der Gewissheit der künftigen Auferstehung.

Darüber hinaus befähigt der Heilige Geist zur Mitarbeit im Reich Gottes und gibt Gaben zum Dienst (Charismen). Er macht den Gläubigen zum Zeugen der Wahrheit und Liebe Gottes in dieser Welt. Im Leben des wiedergeborenen Menschen kann es zu weiteren, vertiefenden und erneuernden Erfüllungen mit dem Geist Gottes kommen. Dies kann sowohl eher unbewusst Schritt für Schritt, wie auch als bewusster geistlicher Wachstumsschub erlebt werden. Solche Geisterfahrungen können mit dem Empfang geistlicher Gaben verbunden sein, wie z.B. Sprachenrede oder Prophetie, oder auch mit körperlich wahrnehmbaren Manifestationen. Immer aber wird das Wirken des Heiligen Geistes in der Persönlichkeitsreifung des Menschen sichtbar, also in den „guten Früchten des Geistes“ (Gal. 5,22).
Damit der Geist Gottes im persönlichen Leben vertiefend wirken kann, stellt sich der Gläubige immer wieder Gott zur Verfügung.

Das bedeutet:
– er trennt sich von Sünde,
– er reagiert auf die Impulse des Geistes
– und er erbittet in besonderen Lebens- und

Dienstherausforderungen weitere Erfüllungen mit dem Heiligen Geist, die er im Glauben an die Zusagen Gottes ergreift. Im Streben nach einem vertieften Leben im Geist, wollen wir uns davor bewahren, einander aufgrund unterschiedlicher Einsichten und Erfahrungen, geistliche Defzite zu unterstellen oder gar in unser jeweiliges Erfahrungsmuster zu pressen.
Jedes geistliches Wachstum ist nur möglich auf Grund des Heils, das uns Christus durch sein Sterben und Auferstehen erworben hat, und das allen Gotteskindern ohne Maß aus Gnade geschenkt ist. Die Gemeinde ist herausgefordert, die Gläubigen für ihr Leben aus und mit dem Geist durch Lehre, Gebet und Seelsorge zu fördern.

Vgl. Apostelgeschichte 1,8; Galater 5,22; Römer 8,5ff; 1. Korinther 12,1-13; Epheser 4,30 u. 5,18

 

b. Zur Heiligung

Die Heiligung des Sünders ist die Umgestaltung des Christen in das Bild Jesu Christi als Gabe Gottes und Aufgabe des Menschen. Die Heiligung ist dabei in der Aneignung der Wahrheiten des Wortes Gottes ein Wachstumsprozess und berührt sowohl das Denken, Reden und Tun eines Menschen, als auch seinen Lebensstil und Charakter. Sie wird konkret im alltäglichen Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes, in der Christusähnlichkeit des Charakters und in der Ermächtigung zum Leben in der Gemeinschaft mit Gott.

Heiligung geschieht dabei

– aufgrund des Mit-Jesus-gekreuzigt-Seins, die Sünde hat ihre versklavende Macht verloren.
– durch die Initiative des Heiligen Geistes, der den Gläubigen von Sünde überführt, die Sehnsucht nach Veränderung bewirkt und schließlich die praktische Umgestaltung ermöglicht.

Letztlich prägt der Heilige Geist im Gläubigen das Wesen Jesu aus. Die konkrete Lebensveränderung ist dabei unter Umständen mit der Aufarbeitung seelischer Verletzungen oder der Befreiung von dämonischen Bindungen verbunden. Die Heiligung hat nicht allein individuellen Charakter; sie bewährt sich vor allem auch im Kontext der Gemeinde als der „Gemeinschaft der Heiligen“. Der geistliche Zustand der jeweiligen Gemeinde hat umgekehrt einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Heiligungsprozess des Gläubigen. Den Zustand der vollkommenen Sündlosigkeit erwarten wir für das ewige Leben.

Vgl. Galater 5,22

 

c. Zu den Gaben des Heiligen Geistes

Der Mülheimer Verband erkennt dankbar die vielfältigen Gaben Gottes in seinen Menschen an, seien es die „praktischen“ Gaben oder die „transrationalen“ Gaben der neutestamentlichen Gabenlisten nach Römer 12 und 1. Korinther 12. Alle diese Gaben sind bis heute der Gemeinde Jesu zugesagt und werden in den Gemeinden des MV zum Aufbau der Gemeinde und zur Verherrlichung Jesu gefördert. Wie Paulus empfehlen wir den Gläubigen, die bereits empfangenen Gaben treu zum Aufbau der Gemeinde einzubringen und darüber hinaus nach weiteren Gnadengaben zu streben. Jeder Dienst in der Gemeinde stellt sich dabei der Korrektur des Wortes Gottes und ordnet sich der Gemeindeleitung unter.

Vgl. auch Epheser 4,11ff; 1. Petrus 4,10ff; 1. Korinther 12,31; 14,1

Im Blick auf folgende, in der Handhabung häufg umstrittene Gnadengaben leben wir im MV nach folgender Ordnung:


Zur Gabe der Prophetie

Für die Gemeinden des MV ist das prophetische Wort eine Botschaft Gottes, die einem Menschen vom Heiligen Geist eingegeben wird. Diese Botschaft kann sich an den Betreffenden selbst richten oder an andere. Inhaltlich kann sie Gottes Sicht
über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Menschen oder Institutionen zum Ausdruck bringen.

Wir erwarten die Gabe der prophetischen Rede im Gottesdienst, im seelsorgerlichen Gespräch und in Kleingruppen als hilfreiches Wort zur rechten Zeit.

Für die Praxis in den Gemeinden gilt:
– Der prophetisch Redende ordnet sich der Gemeindeleitung unter.
– Jede prophetische Rede wird am Wort Gottes geprüft.
– Vgl. Römer 12,3ff; 1. Korinther 14


Zur Gabe der Krankenheilung

Wir bekennen mit der Heiligen Schrift, dass Gott auch der „Arzt“ für sein Volk sein will. So ermutigen wir alle Gläubigen, im Krankheitsfall nicht nur die Hilfe der Medizin, sondern auch Heilung von Gott durch Gebet zu suchen. Neben den Gemeindeältesten beteiligen sich vor allem auch Menschen mit der Gabe der Krankenheilung an diesem Dienst. Wir erbitten von Gott für unsere Gemeinden größere Vollmacht durch eine tiefere Liebes- und Vertrauensbeziehung zu Gott. Das Gebet für körperliche oder seelische Heilung soll Teil eines ganzheitlichen
seelsorgerlichen Bemühens um den Kranken sein und z.B. die Beichte oder das Gebet um Befreiung von dämonischen Bindungen integrieren.

Vgl. 2. Mose 15,26; Jakobus 5,14; 1. Korinther 12,9 u. 30


Zur Gabe der Sprachenrede

Die Gabe der Sprachenrede ist die gottgeschenkte Fähigkeit, Gott in einer nicht erlernten Sprache anzubeten. Wir schätzen diese Gabe als Hilfe zu einem intensiveren Gebetsleben des Gläubigen und damit zu seiner persönlichen Auferbauung. Sie ermöglicht eine vertiefte Anbetung und sensibilisiert für das Wirken des Geistes.

Wir ermutigen alle Gläubigen, Gott um diese Gabe seines Geistes zu bitten. Dabei gehen wir davon aus, dass auch die Gabe der Sprachenrede ganz in der Verfügung des Heiligen Geistes steht, „der jedem zuteilt, wie er will!“ Für die Art und Weise des Empfanges der Gabe gibt es kein Schema. Für die Gemeinden des MV ist der Empfang der Gabe der Sprachenrede kein Erweis einer besonderen geistlichen Reife oder Bevollmächtigung. Wir empfehlen, diese Gabe in der persönlichen Gebetszeit beständig zu pflegen und im öffentlichen Gottesdienst nur mit Auslegung zu praktizieren.

Vgl. 1. Korinther 14


Zu den besonderen Phänomenen

Die Bibel zeigt, dass Menschen, die mit der Kraft des Heiligen Geistes in Berührung
kommen, auffällige körperliche Symptome zeigen können.

Vgl. 2. Samuel 6,16; 1. Samuel 19,20-24; Apostelgeschichte 2,1-13

Dies geschieht bis heute: Menschen können in Gottes Gegenwart z.B. weinen, lachen, zittern oder „im Geist ruhen“. Das Auftreten oder Ausbleiben solcher Phänomene sagt nichts über die geistliche Reife oder Bevollmächtigung eines Christen aus. Solche Erfahrungen sind nicht die Regel und können im Rahmen öffentlicher Gottesdienste auf nicht Beteiligte sehr irritierend wirken.

Deshalb sind die verantwortlichen Leiter gefordert, besonders zu beachten:

– Wir wollen Gottes souveränem Wirken nicht im Wege stehen.
– Wir wollen Menschen helfen, echte geistgewirkte Phänomene biblisch richtig einzuordnen.
– Wir wollen darauf achten, dass besondere Phänomene nicht durch eine unangemessene Gottesdienstpraxis künstlich erzeugt werden.

6. Zur Lehre von den letzten Dingen

Mit der Heiligen Schrift bekennen wir, dass das Reich Gottes mit Jesus Christus „schon jetzt“ gegenwärtig, gleichzeitig aber „noch nicht“ vollendet ist. Darum erwarten wir mit den Christen aller Zeiten, dass Jesus Christus am Ende der Tage für alle Menschen wahrnehmbar in Macht und Herrlichkeit als Sieger über die Mächte des Bösen sowie als endzeitlicher Richter wiederkommen wird.

Wir blicken damit erwartungsvoll auf den Tag, an dem ein neuer Himmel und eine neue Erde sein werden, in denen Tod, Leid und Schmerz überwunden sein werden und stattdessen Leben, Friede, Gerechtigkeit und Gesundheit ewig erfahren werden. Gott wird die Gläubigen aller Zeiten dem auferstandenen Christus gleich verwandeln, sie sammeln und ihnen Anteil an seiner Herrlichkeit und Macht geben, um dann mit ihnen seine neue Welt zu gestalten. Dabei enthalten wir uns jeglicher Spekulationen über die Datierung der künftigen Ereignisse. Zeit und Stunde kennt Gott allein.

Vgl. Matthäus 24-25; 1. Korinther 15; Offenbarung 21-22