Paulus Gemeinde Bremen:
Ausstellung „Versöhnung im Alleingang“ über Wilhelm Hamelmann 29. August 2019Die Ausstellung, die im Herbst in der Paulus-Gemeinde gezeigt wird, blättert ein bitteres Kapitel der Bremer Nachkriegszeit auf: Was in einer Novembernacht 1945 geschah, war ein Raubüberfall, der als Massaker endete. Zwölf Personen starben, darunter fünf Kinder. Als einziger überlebte schwerletzt der damals 43-jährige Wilhelm Hamelmann. – Doch die Ausstellung verharrt nicht bei dem Verbrechen. Ihre eigentliche Botschaft lautet: Vergebung ist möglich!
Es war der schwergeprüfte Wilhelm Hamelmann, der Jahrzehnte später sogar bereit war, drei für die Tat Verurteilten die Hand zu reichen und sich für ihre Freilassung einzusetzen. Wilhelm Hamelmann war von 1957 bis zu seinem Tode im Jahr 1979 Erster Vorsitzender der Paulus-Gemeinde. In der Mordnacht hatte er seine gesamte Familie verloren, seine Frau, die Kinder, Eltern und Schwiegereltern.
1967, wenige Tage vor seinem Besuch im Zuchthaus Fuhlsbüttel, äußerte er einer Zeitung gegenüber, nur ganz am Anfang, da habe er an Gott gezweifelt. Aber alsbald, noch in der Mordnacht, habe er verspürt, dass etwas mit ihm geschah. „Gott schenkte mir die Liebe. Schon damals habe ich den zehn (Tätern) vergeben.“ Und so schildert er es auch in seinem Erinnerungsbüchlein „Vergeben statt Vergelten“, das 1961 zum ersten Mal erschien. „Versöhnung im Alleingang“ eine Ausstellung in der Paulus-Gemeinde.
Die Ausstellung zeigt Zusammenhänge auf, die lange Zeit nicht oder kaum bekannt waren. So wird dargestellt, dass die Verurteilten in der NS-Zeit aus ihrer polnischen Heimat entführte Zwangsarbeiter waren. Dass Wilhelm Hamelmann um das Unrecht von Deportation und Zwangsarbeit wusste und zumindest in den letzten Kriegsmonaten in die illegale Hilfe für diese Arbeitssklaven und geflohenen Kriegsgefangenen involviert war. Ein mitmenschliches Wirken, das er gleich nach Kriegsende als Bezirksvorsitzender des Arbeiterhilfswerks fortsetzte. Umso größer war die Tragödie seines Lebens – und umso größer erscheint seine Vergebungs- und Versöhnungsbereitschaft.
Die Ausstellung „Versöhnung im Alleingang“ ist als Kooperation zwischen dem Kulturhaus Walle, dem Evangelischen Bildungswerk Bremen und Helmut Dachale (Konzeption und Texte) entstanden. Sie wird vom 31. Oktober bis 30. November 2019 im Foyer der Paulus-Gemeinde gezeigt. Ein ausführliches Buch zu diesem Thema ist gerade erschienen:
H. Dachale / C. Momsen, „Als Opfer zu Tätern wurden, Eine Tragödie aus deutscher Nachkriegszeit“, Edition Falkenberg).