Die MV-Beschwerdestelle: Konfliktklärung für Gemeinden
8. September 2021Vor zwei Jahren im April 2019 wurde auch im Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden eine Beschwerdestelle eingerichtet. Anlass waren dramatische Missbrauchs- und Konfliktfälle in einigen evangelischen Freikirchen Deutschlands und der daran anschließende Aufbau von Beratungsstellen.
Gemeinde-Mitglieder und Besucher sollten dort Ansprechpartner finden, die dabei unterstützen, erste Schritte bei der Konfliktklärung und Konfliktbereinigung zu gehen, die den Betroffenen helfen, weitere Experten zur Beratung und Mediation zu finden. In Anlehnung an das Memorandum der Evangelischen Allianz Deutschlands wurde dann eine Webpräsenz der Beschwerdestelle eingerichtet. Auf der Mitarbeitertagung ECHT! im April 2019 in Bremen wurde vom damaligen Präses Ekkehart Vetter das Team der Beschwerdestelle des MV vorgestellt. Zu ihm gehören: Dr. Joachim Bender, Siglinde Bender, Johannes Haack und Christa Klemm.
In September 2021 wurde die Internetpräsenz der Beschwerdestelle aktualisiert. Interessierte finden dort Hinweise auf Webportale und aktuelle Literatur. Sehr zu empfehlen ist vor allem der neue Leitfaden der Evangelischen Allianz in Deutschland zum Umgang mit religiösem Machtmissbrauch von Wolfram Soldan & Martina Kessler. Er enthält einen Fragebogen mit 15 Fragen, der Gemeinden ermöglicht, selbst zu prüfen, wie es mit religiösem (geistlichen) Machtmissbrauch in ihren eigenen Reihen steht. Die Auswertung mündet dann in eine Ampelsystem, das mit Grün auf transparente faire Beziehungen, mit Gelb auf erste Anzeichen von Machtmissbrauch und mit Rot auf verfestigten Machtmissbrauch hinweist, – sehr hilfreich für eine Selbsteinschätzung und die konstruktive Prävention.
Ein positiver guter Gebrauch von Macht wird von pathologischen Formen des Machtmissbrauchs unterschieden. Soldan & Kessler definieren religiösen Machtmissbrauch so: „Religiöser Machtmissbrauch liegt dann vor, wenn Menschen zu etwas gedrängt werden, was sie von sich aus nicht tun würden und die drängende Person davon einen Vorteil hat. Dabei wird die persönliche Grenze des missbrauchten Menschen übertreten und verletzt“. Manipulation, Nötigung und Missbrauch kann dabei sowohl von Führungspersonen einer Gemeinde als auch von Personengruppen der Basis ausgehen. Sie kann Ehrenamtliche und Hauptamtliche betreffen.
Das Team der Beschwerdestelle möchte dabei helfen, angesprochene Konflikte dieser Art aufzuklären und erste Schritte der Bewältigung zu unterstützen. Wir wollen als Team der Beschwerdestellen unsere Wahrnehmbarkeit nicht künstlich steigern, um Konfliktfokussierung oder Übersensibilität anzuregen. Im Gegenteil, – wir freuen uns, wenn wir arbeitslos sind. Wir wünschen allen Gemeinden landauf, landab Gottes Segen für geistliches Wohlergehen, Aufblühen und Wachstum. Es ist uns jedoch ein Anliegen, dass den Menschen in den MV-Gemeinden bekannt ist, dass wir bei gemeindeinternen Konfliktfällen als vertrauliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Hier findet Ihr das Team der MV-Beschwerdestelle.
Johannes Haack