Erste Beobachtungen aus dem Büro der Strippenzieher
Dank Digitalisierung: Teilnehmerrekord bei der ECHT@home 22. April 2021Es ist Donnerstag, 11: 42 Uhr – und es ist ist angerichtet: Die erste digitale ECHT!-Mitarbeiterkonferenz wird den wissenshungrigen und inspirationsdurstigen Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet in 48 Videokonferenzen serviert, die auf 5 Zeitfenster verteilt – von Donnerstag, den 22.4. um 19:30 Uhr bis Samstag, den 24.4. um 16:00 Uhr – zu Tisch bitten.
Notgedrungen und vorsichtshalber wurde im November 2020 die Weiche für unsere Mitarbeiterkonferenz (aus hinlänglich bekannten Gründen) auf ein reines Online-Format gestellt. Die Marke „ECHT!“ wurde kurzerhand umgetauft in „ECHT!@home“, das mülheimer Kirchenvolk sollte nicht wie seit Jahr und Tag aus seinen sechs Stammesgebieten nach Ellmendingen anreisen, sondern gleichsam vereinzelt vom Sofa aus teilnehmen. Der ‚Markenkern‘ der ECHT! – die Mitarbeiterfortbildung durch ein vielfältiges Seminartableau – sollte als Online-Format erhalten bleiben, ergänzt werden durch eine im Livestream übertragene Feierstunde am Samstag um 19:00 Uhr und schließlich durch eine digital zur Verfügung gestellte Predigtaufzeichnung für den Gottesdienst der MV-Gemeinden am 25. April.
Schulterzuckend, stirnrunzelnd und mit heruntergezogenen Mundwinkeln verabschiedeten wir uns von der Aussicht, die bundesweit bekannte Gastfreundschaft der Christus-Gemeinde Ellmendingen genießen, und viele geschätzte Kollegen und Weggefährten aus den MV-Gemeinden mal wieder persönlich treffen zu können.
So waren wir mit unseren Vorbereitungen auf ein rein digitales Format für einige Monate ‚im Blindflug‘ unterwegs – also: ohne zu wissen, ob unser digitales Angebot auf Gegenliebe treffen würde. Vor ungefähr zwei Wochen dann das erste Aufatmen im Konferenzbüro: Über 200 angemeldete Personen, vermutlich würde die ECHT!@home mit Blick auf die Teilnehmerzahlen auf Augenhöhe mit den Präsenzformaten aus den Vorjahren landen. Am letzten Montag dann die große Überraschung, vielleicht sogar eine kleine Sternstunde der Digitalisierung: Zum Anmeldeschluss am letzten Sonntagabend prangte ganz rechts unten in den Excellsheets die Ziffer 629: Sechshundertneunundzwanzig Teilnehmer an den Seminaren der ECHT!@home, im Detail 1831 Einzelanmeldungen zu 48 Seminarangeboten.
Das hatten wir so nicht kommen sehen. Und wenn die ECHT! als Präsenzveranstaltung stattfinden würde, hätte uns (bzw. unsere gastgebende Gemeinde) das erheblich in Verlegenheit gebracht. Die Kurve der Anmeldungen über die Zeitachse der letzten Wochen gestreckt erinnert den einen oder anderen vielleicht an das Cover eines Buches aus der Feder unseres Altpräses:
Etwa die Hälfte der Anmeldungen ging also in den letzten letzten 3 Tagen vor Anmeldeschluss ein.
Nach der ersten Freude über die positive Resonanz auf unser Angebot wurde im Konferenzbüro die Neugier wach, welche Angebote besonders gefragt waren und folglich: auf welche Themen das Interesse in unseren krisengeschüttelten Gemeinden ausgerichtet ist.
Im Folgenden ein paar frische und noch nicht final sortierte Wahrnehmungen:
- Spitzenreiter mit 120 anmeldeten Teilnehmern ist ein Seminar mit dem eher spröden Titel „Wahrheit vs. Plausibilität – oder: was tun, wenn sich Gottes Wahrheit falsch anfühlt“. Das hohe Interesse an diesem Angebot von Rüdiger Sumann ist erkennbar nicht philosophischer oder theologischer Natur. Wie der Vorstellungstext nahelegt, gilt das Interesse vor allem dem Beispiel der Homosexualität und den Spannungen und Schwierigkeiten, die entlang eines breiten gesellschaftlichen Konsens’ zu diesem Thema entstehen, wenn wir als Christen einen abweichenden Standpunkt vertreten.
- 385 Personen haben sich zu 6 verschiedenen Seminaren angemeldet, die sich mit Diversität und Konfliktmanagement befassen – vermutlich eine Resonanz auf die Polarisierungen, die sich rund um die Corona-Krise und der (Ab-)Wahl des US-Präsidenten aufgebaut haben.
- Diese Teilnehmerzahl wird noch übertroffen durch sieben Seminare, die sich vornehmlich mit Lehrfragen beschäftigen (436 Teilnehmer, wobei es Schnittmengen zu den im zweiten Bullit genannten Seminaren gibt). Auch hier bildet sich wohl eine Suche nach Verständigung und Klarheit bei komplexen Themen ab.
- Überraschend ist auch die hohe Anzahl von Anmeldungen zu seelsorgerlichen Themen, die sonst eher eine kleinere Gruppe von Mitarbeitern bedienen: 200 Personen verteilen sich hier auf nur 4 Seminare. Hier spiegelt sich sicherlich der Effekt der psychischen Belastungen durch die Corona-Krise auf die Gemeinde-Seelsorge.
- Die größte Reichweite erzielt mit seinem digitalen Pult unser Flensburger Kollege Marcus Hübner, der in seinen drei Seminaren 143 Hörer erreichen wird, gefolgt von Claus Schröder, der mit zwei Angeboten bei 109 Teilnehmern Interesse geweckt hat.
Wenige Stunden vor dem ‚Stapellauf‘ der ECHT!@home macht sich bei den Strippenziehern Dankbarkeit und Begeisterung breit: Die Schwarmintelligenz der hauptamtlichen Kollekten und die Expertise der ehrenamtlichen Leiter und Mitarbeiter – biblisch gesprochen: Die ‚bunte‘ Gnade Gottes (I Petrus 4, 10) – wird auch über digitale Wege wirksam. Offenbar weitet sich der Wirkungsradius sogar aus.
(c) Jens Meinikheim + Johannes Euhus