Präses-News: Die Buntheit des Reiches Gottes
30. August 2015Hallo, liebe Freunde im Mülheimer Verband!
Letzter Montag, 19 Uhr: Ich sitze auf Einladung der Stadt Mülheim in einem Info-Abend zum Thema „Flüchtlinge“. Anlass ist ein Haus mit 28 kleinen Wohnungen, 250m von der CGM entfernt, in das nun kurzfristig ca. 60 Flüchtlinge einziehen werden. Die Stadt will die Nachbarn informieren. Schon am nächsten Tag klingelt es im CGM-Büro: Drei junge Männer aus dem Iran suchen Hilfe, Unterstützung, Arbeit etc.
Es ist das die Nachrichten beherrschende Thema in den letzten Wochen und Monaten. Flüchtlinge aus aller Herren Ländern kommen in nie erwarteter Anzahl in unser Land. Die Zustände in ihren Heimatländern sind sicher unterschiedlich, in manchen herrscht aber derzeit so etwas wie die Hölle auf Erden.
So sehr die Kommunen ächzen und stöhnen unter den wachsenden Herausforderungen, so sehr braucht es einen globalen Blickwinkel. Sabine und ich waren im Sommer 3 Wochen im Niger (Westafrika). Der Anlass war zunächst privat. Unser Sohn Jonas lebt dort mit seiner Familie seit Januar. Sie arbeiten für das „Hosanna Institut du Sahel“. Niger ist ein gebeuteltes und bitterarmes Land. Der Human Development Index (HDI) der UN listet laut laenderdaten.de 187 Länder. Die rote Laterne dieses Rankings hat – NIGER, als globales Schlusslicht. Nachdem wir einige Wochen in diesem Land unterwegs waren, bestätigte sich diese Bewertung vor unseren Augen – obwohl wir nur einen sehr kleinen Ausschnitt gesehen haben.
Niger kam über viele Jahre in der Berichterstattung deutscher Medien kaum vor. Dies ändert sich gerade, weil dieses so oft durch Hunger zermürbte Land zu einem der Haupttransitländer für Flüchtlingsströme Richtung Europa wird. Nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) passieren neunzig Prozent aller westafrikanischen Migranten die nigrische Stadt Agadez auf ihrem Weg nach Europa, aktuell ca. 120.000 pro Jahr, Tendenz vermutlich steigend. Wir sehen dramatische Bilder von überfüllten Booten und Ertrinkenden im Mittelmeer. Die Menschen, die den Sahel und die Sahara nicht überleben, nehmen westliche Kameras (bisher) nicht wahr. Agadez, das von Reiseführern gerühmte nordnigrische Tor zur Sahara – hat heute etwas von Vorhof der Hölle.
„Ich bin ein Fremder gewesen …“ (Matthäus 25,35) – am 16. August halte ich unter diesem Titel eine Predigt zum Thema Migration und Flüchtlinge, und stelle fest, dass Jesus in seiner Rede bzw. Gleichnis vom Weltgericht u.a. das Verhalten dem Fremden gegenüber zum Kriterium für das Erben des Gottesreiches (Matthäus 25, 35b.43) macht. Er selbst identifiziert sich mit dem Fremden. Das Verhalten den Fremden gegenüber ist nach Gottes Willen offensichtlich ein wesentlicher Faktor geistlich glaubwürdigen Lebens. Christen müssen aufgrund der biblischen Aussage an der Seite der Schwachen stehen. Wer „Fremde“ bedrückt oder gar diskriminiert, diskriminiert letztlich Jesus.
Jesus beschreibt an anderer Stelle das Reich Gottes multikulturell und bunt. Lukas 13,29: „Und man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“ Wir haben die großartige Möglichkeit durch die Entwicklung in unserem Land, uns auf einen Weg zu begeben, auf dem wir diese Reich-Gottes-Wirklichkeit heute schon ein wenig beginnen abzubilden.
Ich finde es total spannend, dass einige Gemeinden aus der MV-Familie hier schon recht große Schritte in Richtung multinationales und transkulturelles Gemeindeleben unternehmen. Andere starten gerade mit vorsichtigen ersten Schritten in diese Richtung.
Wir alle wissen: Die Migration von Millionen von Menschen in unser Land in den letzten Jahrzehnten verändert unser Land. Für Gemeinde Jesu liegt darin die unglaubliche Chance, die Vielgestaltigkeit und Buntheit des Reiches Gottes schon hier ein wenig abzubilden.
Ich wünsche mir sehr, dass wir im MV mit offenen Augen, offenen Herzen und ausgebreiteten Armen des Willkommens auf Menschen zugehen und ihnen die Liebe Jesu entgegen bringen.
Mit ganz herzlichen Grüßen, euer Ekkehart Vetter
p.s. Die MV-Präses-News erscheinen neu in halbwegs regelmäßigen Abständen. Ich will euch damit ein wenig Anteil geben an dem, was mich bewegt, was uns als MV-Leitung bewegt. Es soll euch informieren, zum Gebet motivieren und erwartungsvoll machen, was Gott in unserer MV-Familie noch tun wird! Darum: Ihr könnt diesen Text in euren Gemeinden weiterleiten oder auf andere Weise kommunizieren.